Wie Social Media mein Leben beeinflusst hat
Wenn man Social Media macht, dann kommt man irgendwann an seine Grenze, an einen Punkt, an welchem es nicht mehr weitergeht und man stehen bleiben muss.
Ich habe diese Grenze erreicht, zuerst unbewusst und in den letzten Wochen immer bewusster. 2015 fand ich in die Welt des Bloggens und öffnete meinen ersten und eigenen Buchblog, damals noch unter dem Namen „Julias Lesewelten“. Nach meinem Blog kam noch Instagram, dann Twitter, für mehr Reichweite habe ich mich über ein Jahr auch auf Youtube versucht und vor einem Jahr auch einen Podcast gestartet. Menschen die nur meine Beiträge lesen und nicht wirklich etwas mit Social Media am Hut haben, werden vielleicht auch nicht die Arbeit dahinter sehen. Oftmals höre ich Dinge wie „Ach es ist ja einfach, mal so schnell ein Bild hochzuladen oder einen Beitrag zu schreiben, da haben andere Menschen ein viel anstrengenderes Leben“. Letzteres möchte ich nicht abstreiten, aber es ist mehr als nur einmal schnell ein Bild hochzuladen, sehr viel mehr.
Überall die schönen Menschen
Mein Blog begleitet mich 24 Stunden an sieben Tagen die Woche und das ohne Pause. Der Grund? Ich habe das Gefühl ständig online sein zu müssen, ständig präsent, um anwesend zu sein, und das meine Leser und Zuschauer mich nicht einfach vergessen. Wenn ich abends ins Bett gehe, schaue ich immer auf Instagram, ehe ich das Handy weglege. Weglege, nicht ausschalte, nur um nachts ab und zu noch einmal draufzuschauen, ob vielleicht doch noch jemand mein Bild geliket hat. Dann am Morgen greife ich erneut nach meinem Handy, schreibe den Beitrag für den Tag, scrolle durch meinen Feed und überlege mir neue Bildideen, überlege mir neue Farben um meinen Feed vielleicht zu ändern, denke darüber nach, welches Thema interessant sein könnte.
Dann sehe ich mir andere Bilder an, von Menschen ,die ich hübsch finde, von Kleidung die mir gefällt und sehe in den Spiegel und dann nicht mehr. Vor 5 Jahren habe ich mit dem Bloggen begonnen, zu einer Zeit, in welcher ich sehr stark von ehemaligen Mitschülern fertiggemacht wurde, für mein Gewicht, mein Aussehen, meine Liebe zu Büchern. Und noch heute hat dieses Mobbing spuren hinterlassen. Heute gibt es Menschen, die mich wunderschön finden, ich habe einen Freund, der mich wunderschön findet. Ich sehe das jedoch nicht, weil ich mich nicht wohlfühle. Alle sagen immer „Dann tu etwas dagegen“ oder „Ach du bist wunderschön, wie du bist“. Ich mache mittlerweile jedoch sehr viel Sport, aber es gibt noch immer Tage, an denen ich Bilder von wunderschönen Menschen sehe und dann selber nicht mehr eine Sekunde in den Spiegel sehen kann, weil ich mich hässlich finde, und irgendwie redet Social Media mir auch ein, hässlich zu sein.
Wo ist meine Zeit?
Das ist eine meiner Grenzen gewesen. Die andere war zeitlich und ich habe angefangen, mich gestresst zu fühlen. Social Media raubt einem viel Zeit, wenn man immer anwesend sein möchte, wenn man viel machen und präsent sein will in den Köpfen der anderen und genau das habe ich versucht. Deshalb habe ich mir immer mehr Aufgaben gesucht, immer mehr Projekte und bin so schließlich an meine Grenzen gekommen. Gemerkt habe ich da, als ich immer gereizter wurde, bei allem immer auf die Uhr gesehen habe und alles absagen wollte, nachdem ich zugesagt habe nur um mal für eine Sekunde alleine zu sein und nicht immer Lächeln zu müssen. Mir taten diese Gedanken alleine schon leid, weil ich meine Freunde damit nicht verletzen wollte, aber irgendwann habe ich selbst vergessen, auf Nachrichten zu antworten, obwohl ich sie gelesen hatte. Ich konnte mich jedoch nicht mehr daran erinnern, ob ich geantwortet hatte oder nicht und habe es gelassen. Ich habe begonnen Freundschaften schleifen zu lassen und mir ging es schlecht. Sehr schlecht. Ich hatte sehr oft Kopfschmerzen, habe sehr schlecht geschlafen und wollte nicht wirklich etwas essen. Ich war dauernd an meinem Handy, habe Nachrichten gecheckt, Kommentare beantwortet, Bilder gemacht und war vor der Kamera immer präsent und glücklich, aber dann auch wieder nicht.
Es gab sehr oft Tage, an denen ich einfach nur auf meinem Bett saß und geweint habe, und das vollkommen aus dem nichts. Ich habe auch nicht geredet, weil ich am Anfang nicht wusste, was wirklich mit mir los war und einfach nur wollte, dass es aufhört, damit ich so weitermachen kann wie bisher. Wenn ich solche Tage hatte, habe ich kurz danach auch so weitergemacht, aber ich habe immer öfter geweint und irgendwann hat sich mein Freund mit mir hingesetzt, mein Handy genommen, es ausgeschalten und mich angesehen. Er fragte mich, was mit mir los sei und nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte, sagte ich. „Ich glaube, ich kann nicht mehr, ich glaube, das wird mit alles zu viel“. Danach haben wir sehr lange geredet und ich habe beschlossen ein wenig kürzer zu treten, mir weniger Aufgaben zu suchen, alles ein wenig ruhiger angesehen zu lassen und einige Dinge zu beenden. So kam es auch, dass ich jetzt erst aus dem Podcast Booktunes ausgetreten bin. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht jeden Monat über Bücher zu reden und alles aufzunehmen, aber irgendwann hat einfach die Zeit dafür gefehlt und es tat mir leid immer alle zu vertrösten. Auszusteigen fiel mir schwerer, als man denken mag, aber es war eine Entscheidung, die getroffen werden musste und nach welcher mir eine etwas größere Last von den Schultern fiel.
Was sich jetzt ändern wird? Ich werde versuchen alles etwas entspannter anzugehen, mein Handy wird vor dem Schlafen gehen ausgeschaltet und ich werde mich nur noch auf wenige Projekte konzentrieren, aber an diesen dann intensiver arbeiten. Ich werde eine Grenze ziehen, wenn es mal wieder zu viel wird, mir öfter einmal eine Auszeit gönnen und Momente mehr genießen. Ich möchte mich mehr akzeptieren, auch wenn das noch ein langer Schritt ist und ich möchte mir mehr Zeit für meine Freunde nehmen. Wie das in nächster Zeit laufen wird, weiß ich noch nicht, aber ich gebe mir Mühe und werde mehr auf mich achten und hoffe, ihr tut das für euch auch.
Alles Liebe Julia ♥
4 Kommentare
Ivy
Liebe Julia,
ich finde es so toll, dass du so offen über deine Erfahrungen sprichst. Ich denke, fast jedem von uns ging es schon mal so oder zumindest irgendwie so ähnlich.
Ich muss sagen, dass ich persönlich das Ganze seit einigen Jahren sehr viel lockerer sehe. Ich war zwar noch nie wirklich „abhängig“ von meinem Blog, Social Media etc. pp. doch es gab mal eine Zeit, da war auch ich viel aktiver, wollte so viele Aktionen wie möglich mit machen, wollte dies und jenes bli bla blubb, was mich am Ende irgendwie nur noch stresste. Doch irgendwann hat es bei mir dann Klick gemacht.
Ich verbringe nur noch halb so viel Zeit, wenn nicht sogar noch weniger als halb so viel, auf meinem Handy, an manchen Tagen poste ich sogar gar nichts, checke auch nicht meine Nachrichten und schaue auch nicht, was andere so posten. Was Aktionen und Rezensionsexemplare angeht, verteile ich mehr Absagen als Zusagen, einfach weil ich mich nicht mehr zu sehr durch zu viel Druck stressen lassen möchte. Ich möchte, dass mir das Ganze Spaß macht, dass ich Freude an dem Ganzen habe und ich möchte vor allen Dingen einfach das tun, was mich glücklich macht. Und seither geht es mir so viel besser, mit allem.
Mir ist das Bloggen wahnsinnig wichtig, aber ich fühle mich nicht dazu verpflichtet, sondern ich mache es, weil es mir Spaß macht und ich bin wirklich sehr happy darüber, dass ich irgendwann diesen Schnitt gemacht habe und es mir seit dem viel viel besser geht.
Ich drücke dir alle Daumen, dass du dich irgendwann auch wieder richtig gut mit dem fühlst, was du tust, ein wenig von dem Stress und Druck hinter dir lassen kannst und einfach nur noch mit viel Freude und Spaß an die Sache herangehst!
Liebste Grüße
Ivy
Isa
Liebe Julia,
danke dir, dass du so offen über dieses Thema sprichst!
Ich denke, dass es vielen von uns so oder so ähnlich geht – vielleicht nicht ganz so extrem, aber der ständige Druck spüren wohl viele. Grade der Blick von außen auf das, was wir als BloggerInnen machen, ist oft zermürbend. Deine Beobachtung, dass es oft so scheint, als würden wir nur fix ein Bild hochladen und das wars, würde ich so unterschreiben. Oft genug wurde mir das von meinem Umfeld vermittelt.
Zum Glück habe ich für mich einen Weg gefunden, dass mir mein Blog und meine Social Media Accounts wichtig sind, ich darin aber nicht untergehe. Likes und Followerzahlen schaue ich mir zwar immer noch an, aber es berührt mich nicht mehr, wenn Follower verschwinden oder ein Bild weniger Likes hat.
Ich hoffe sehr, dass du dein Vorgenommenes umsetzen kannst und damit langfristig glücklicher wirst!
Liebe Grüße
Isa
Nicole
Ein sehr schöner und ehrlicher Beitrag. Ich finde es gut, dass du da auf deinen Körper gehört hast und nun zu dem Schluss gekommen bist, dir auch Zeit für dich selbst und deine Freunde zu nehmen, das Handy einfach mal wegzulegen und auszuschalten. Das ist so wichtig, denn Freunde, Familie und die eigene Gesundheit sind am Ende das worauf es ankommt, nicht wie viele Follower man hat, wie oft der eigene Blogbeitrag gelesen wird. Es ist leicht sich darin zu verlieren, deshalb denke ich, dass du vielen aus der Seele sprichst und die Erkenntnis, dass es so nicht mehr weitergeht, ist ja auch eine die Zeit braucht und die erstmal nicht so leicht umzusetzen ist. Ich finde es ja super, dass dein Freund sich da mit dir hingesetzt hat. Da hast du scheinbar einen tollen Menschen an deiner Seite, wenn man merkt, dass es jemandem schlecht geht, dann sollte man das definitiv ansprechen und schauen, ob die andere Person schon bereit ist sich zu öffnen. Das hilft ungemein.
Ich selbst habe ja mal einen Blogbeitrag online gestellt, indem es darum geht ,dass ich wohl nie erfolgreich auf Instagram sein werde. Was etwas ironischer aufbereitet ist, hat dann aber doch einen persönlichen Hintergrund und soll drauf verweisen, dass ich eben nicht bei diesem Instagram-Spiel, das ganz bestimmte Regeln erfodert, um die Reichweite zu vergrößern mitmache. Zumindest nicht in allen Bereichen. Meinen Feed gestaltet ich in der Tat aktuell hochwertiger, aber auch weil ich derzeit oft mit meinem Schwager (Der eine eigene Werbefirma hat) fotografiere und mir das Spaß macht. Natürlich werden diese Bilder dann geteilt, aber ich schaffe es nicht täglich oder mehrmals am Tag zu posten. Dazu fehlt mir die Zeit, teilweise auch der Inhalt und wen nich mit Freunden und Familie unterwegs bin, möchte ich das mittlerweile einfach nur genießen. Da vergesse ich gerne ein Essensfoto zu machen oder Bilder zu knipsen. Was bei mir aber auch der Fall ist: Ich vergleiche mich da auch gerne mit anderen und da gibt es natürlich immer menschen, die Dinge besser umsetzen als man selbst. Wenn ich damit anfange mache ich Instagram dann auch zu.
Lg Nicole #litnetzwerk
Nadine
Danke, dass du uns an deinen Gedanken teilhaben gelassen hast, ein schöner, ehrlicher Beitrag. Ich kenne die Gedanken bei Instagram, denke mir dann oft wie unprofessionell meine Fotos sind, das meine Haare nicht richtig sitzen und mich mein Gesicht gestört. Finde deine Fotos beispielsweise auch immer sooo schön & denke mir, das ich da überhaupt nicht mithalten kann. Selbstakzeptanz ist sehr schwierig nach Mobbing wiederzuerlangen, wünsche dir da viel Erfolg, du schaffst das <3
Und gut das du Schritte angegangen bist & auf dich und deine Gesundheit achtest.
Überlege auch immer was weniger auf Social Media zu sein, doch wegen Corona aktuell habe ich so wenig Kontakt, kann keine Freunde sehen, weswegen ich es dann doch brauche, um mit Menschen zu interagieren.
Alles Liebe
Nadine