Rezension

DREI WEGE VON JULIA ZEJN

Drei Wege | AutorIn: Julia Zejn | Verlag: Avant Verlag | Seitenanzahl: 179  | Reihe: – | Preis: 25,00€ | Rezensionsexemplar: Ja

In einem Abstand von jeweils 50 Jahren verfolgen wir das Leben dieser drei Frauen, das Leben von Ida, Marlies und Selin. Es scheint, als hätten diese drei Frauen nichts miteinander zu tun, als würden ihre drei Wege in unterschiedliche Richtungen verlaufen, aber dann fügen sie sich zusammen.

Wir lernen zuerst Ida im Berlin des Jahres 1918 kennen. Sie nimmt sich einen Job als Dienstmädchen, weil ihr Mann im Krieg verschollen ist. Die Familie, bei der sie unterkommt ist eine Arztfamilie, sie haben viel Geld, Essen ,welches zu der Zeit immer knapper wurde und einen Vater der ebenfalls als Arzt im Krieg ist. Ida wird wundervoll in diese Familie aufgenommen und die Kinder lieben sie, aber dann kommt der Vater aus dem Krieg nach Hause und man merkt, wie die Stimmung deutlich kühler wird und sich alles verändert.

50 Jahre später lernen wir Marlies im Jahr 1968 kennen. Sie liebt es Bücher zu lesen und lebt in ihrer eigenen kleinen Welt, würde gerne eine Ausbildung in einer Buchhandlung beginnen und arbeitet nebenbei in einem Café. In diesem Café lernt Marlies auch einen Literaturstudenten kennen, welcher sich auch im Deutschen Studentenbund engagiert. Marlies Vater kann diesen jungen Mann nicht ausstehen, weil er noch keine Arbeit hat und nichts Nützlicheres mit seinem Leben anstellt als Literatur zu studieren. Auch die Mutter unserer Protagonistin hat andere Pläne für ihre Tochter, diese soll immerhin so schnell wie möglich heiraten und Kinder in die Welt setzen, aber Marlies öffnet ihre Augen und sieht für sich einen anderen Weg.

Im Jahr 2018 lernen wir Selin kennen, ein junges Mädchen, welches nun vor der Entscheidung ihres Lebens steht. Was möchte ich nach der Schule machen? Welchen Weg soll ich gehen? Sie hat so viele Möglichkeiten und dennoch keinen Plan was als Nächstes kommen wird, während ihre beste Freundin von ihrem baldigen Studium in Amerika schwärmt. Auch Selins Eltern können ihr bei dem Problem nicht helfen.

In „Drei Wege“ zeigt Julia Zejn auf wirklich schöne und nachdenkliche Art wie sich das Leben der Frau in den letzten 100 Jahren verändert hat. Am Anfang haben wir Ida, welche wie ihre Dienstherrin von dem Ehemann bestimmt wird und sich nach ihm richtet. Idas Aufgabe ist es Mutter und Ehefrau zu sein, sonst nichts. Dann haben wir 50 Jahre später Marlies, von welcher auch nur erwartet wird, dass sie Ehefrau und Mutter wird, aber Marlies sieht nun das es anders sein kann, dass sie andere Möglichkeiten hat und will diese auch unbedingt ergreifen. Und dann haben wir heute, wir haben Selin, die so viele Möglichkeiten in ihrem Leben hat, dass sie nicht weiß, welchen Weg sie gehen soll. Sie hat so viel Freiheiten, aber irgendwie schränkt es sie auch ein, es überfordert sie und macht sie traurig.

Diese drei Wege zeigen auf wie unterschiedlich das Leben ist und wie schwer es in jeder Zeit ist seinen eigenen Weg zu gehen und das Leben zu finden, das man auch wirklich leben will ohne danach alles zu bereuen oder infrage zu stellen. Ich kann euch diesen Graphic Novel wirklich nur ans Herz legen, weil er einen nachdenken lässt und ich habe mich auch gefragt wie es in 50 Jahren aussehen wird und welche Möglichkeiten sich im Jahr 2068 ergeben. Vielen Dank an den Avant Verlag für diese wirklich bewegende Geschichte.

Eure Julia ♥

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