WARUM ICH DAS BLOGGEN LIEBE
Ihr fragt und ich antworte! So viele haben mir auf Instagram oder Twitter geschrieben und gefragt, ob es den nicht einen Livestream oder ein Video gibt und ich habe meinen Slam tatsächlich aufgenommen. Das auf dem Bild war übrigens nicht beim Slam, aber ich durfte den Poeten treffen, der mich zum Schreiben von Poetry überhaupt inspiriert war und das hat meinen Tag wundervoll abgerundet. Atticus wird nun für immer in Erinnerung bleiben und ich hoffe, mein Slam euch für immer in Erinnerung bleiben. Ich wünsche euch ganz viel Freude damit! Danke auch noch einmal an alle die am Freitag unterstützt haben, die mir gesagt haben wie wundervoll, emotional und bewegend sie meinen Text fanden und wie stolz sie auf mich sind. Ich liebe euch und der Text war für euch, er ist für euch entstanden.
Du kannst das nicht. Du kannst das nicht, weil du nie studiert hast, weil du 5 Jahre Fachwissen brauchst um Rezensionen zu schreiben, aber das hast du nicht. Also kannst du das nicht, du wirst es nicht können.
Einen Moment lang… Ich war einen Moment lang von meiner Deutschlehrerin schockiert, aber dann habe ich nachgedacht, ich habe nachgedacht über das was ich erreicht habe, was ich erreichen will und wie lange und wie hart ich dafür arbeite. Ich habe darüber nachgedacht, was ich in den letzten Jahren alles erlebt habe, welche Bücher ich las und welche ich gemieden habe. Mein Leben wurde durch die Bücher ein Wirbelsturm der Gefühle, durch das Bloggen und die Menschen die mich auf diesem Weg begleitet haben und all die Protagonisten, in die ich mich verliebt habe oder die mich an der Liebe zweifeln ließen. Dieser Slam ist für euch, weil ich mich verliebt habe.
Ich habe mich verliebt. Ich habe mich in dich verliebt und in die Art wie du diesen Kuchen dekorierst, nicht weil es ein Kuchen ist, sondern weil du es liebst ihn zu dekorieren. Wie sehr du es liebst dich in dieser Kunst zu verlieren, genauso sehr verliebe ich mich immer in der Kunst, siehst du? Wir haben etwas gemeinsam. Ich habe mich verliebt, weil du Tortenguss in deinem Gesicht hast und du lächelst, weil du es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hast oder du hast es bemerkt und versucht es mit deinem wunderschönen Lächeln wieder wett zu machen. Das mag ich, ich mag dich, du Junge mit dem Brot. Ich habe mich verliebt. Ich habe mich in die Art verliebt wie du dieses Mädchen ansiehst. Dieses Mädchen mit den braunen Haaren, den dunklen Augen und den Olivfarbenen Teint. Das könnte ich sein, ich könnte dieses Mädchen sein, das du so ansiehst, aber du siehst mich nicht so an, nur sie. Du siehst mich nicht so an wie sie, weil du nicht real bist und ich für dich nicht real bin. Und dennoch habe ich mich in dich verliebt. Morgen werde ich auch noch in dich verliebt sein, vielleicht wird diese Verliebtheit noch eine ganze Weile lang anhalten, aber dann wirst du in den Seiten deines Buches verblassen, weil ich mich in jemand anderen verliebt habe.
Ich verliebe mich schnell, es kommt vollkommen unerwartet, aber manchmal sagt er diese eine Sache und mein Herz schmilzt sofort. Es braucht nur Kapitel, Seiten, ein paar Worte und Buchstaben. Manchmal verliebe ich mich mehrmals im Jahr, mal im Sommer mal im Winter, ich liebe es mich zu verlieben und es gibt dafür so viele gute Gründe. Manchmal denke ich, dass ich mich zum letzten Mal in das Bloggen verliebt habe, in das Gefühl ein Buch zu beenden, ein neues zu beginnen, in eine neue Welt, eine neue Geschichte, eine neue Person. Manchmal denke ich, dass du nun diese Person bist, die ich auf ewig lieben werde und dass niemand mehr nach dir kommen würde.
Und dann kommst du. Ich weiß nicht welche Dämonen dich am Tag verfolgen, du weißt nicht, wer ich bin, dass ich mich mit jeder Zeile mehr in dich und deinen Humor verliebe, aber Du…Du…bei den Engeln du bist der schönste Mann in dieser Geschichte und ich glaub, ich bin verliebt in dich. Du bist ein Tee Trinker, ich ahne es einfach, ich trinke auch gerne Tee, am liebsten Weiß, ein Stück Zucker. Würdest du dir das merken? Ich würde mir so etwas merken. Doch auch du bist verliebt in dieses Mädchen, in dieses Mädchen mit den braunen Haaren, den dunklen Augen und der hellen Haut. Ich könnte das sein, ich könnte dieses Mädchen für dich sein, aber du siehst mich nicht so an wie sie. Du siehst mich nicht so an wie sie, weil ich nicht real bin und du auch nicht real bist. Du bist eine Figur in einem Roman, eine Gestalt, die erschaffen wurde, erschaffen um sich in sie zu verlieben. Ich weiß nicht wie deine Zukunft aussehen wird, wenn ich diese Seiten schließe und das Kapitel beende, aber jetzt in diesem Moment, oh bei den Engeln bin ich verliebt in dich. Morgen werde ich auch noch in dich verliebt sein, vielleicht wird diese Verliebtheit noch eine ganze Weile lang anhalten, aber dann wirst du in den Seiten deines Buches verblassen, weil ich mich verliebt habe. Erneut verliebt habe.
Ich verliebe mich in dich, weil du zu mir gekommen bist, weil du so viele Facetten in dir trägst und ich dich nicht lange finden musste. Ich verliebe mich in dich, weil wir beide so gleich sind, weil wir eins sind, du geschaffen aus mir und ich gewachsen mit dir. Diese ganzen Geschichten, die du mir bringst, die hellen Bücher und die dunklen Bücher.
Ich kann dich nicht mehr ertragen, dich und deine selbstgefällige Art, deine dunklen Haare und natürlich hast du Tinte auf deinem gesamten Körper. Du kannst nicht lächeln, vielleicht denkst du es lässt dich cooler wirken, böser, gefährlicher. Ich weiß nicht, warum du so bist, ich muss dieses Geheimnis immer aus dir herauskitzeln und ich weiß nicht, warum sie so naiv ist und dir immer wieder verfällt. Dieses blonde Mädchen, mit den wahnsinnigen Kurven, dem schüchternen, ja beinahe unschuldigen Blick. Du hast sie in dein Netz gelockt und wirst sie fallen lassen, sie wird dir vergeben, sie wird dir jeden einzelnen Fehler vergeben.
Weißt du warum ich so etwas weiß? Ich habe schon einmal von dir gelesen, du warst eine andere Person mit einem anderen Namen in einer anderen Geschichte, aber so sehr unterscheidest du dich nicht von deinen Vorgängern, du bist wie sie, es ändert sich nicht, du bist und bleibst ein Bad Boy. Ich lese dennoch von dir, weil deine Geschichten mich abschalten lassen, weil ich auf meinem Blog darüber schreiben kann wie wenig ich dich ertragen kann, was du hättest besser machen können. Ich tippe in wenigen Minuten meinen Frust über dich von der Seele hinunter, Klappe das Buch zu und klicke mit der Maus auf veröffentlichen. Du bist im Netz und ich habe dich ein wenig bekannter gemacht und genau das wolltest du doch. Doch auch du verblasst, du verblasst zwischen den Seiten deiner Geschichte und bleibst nur in Erinnerung, wenn jemand über dich schreibt, wenn jemand deine Geschichte wieder an die Öffentlichkeit holt. Und doch habe ich mich in dich verliebt, ich verliebe mich mit jeder neuen Geschichte in dich, weil ich das dramatische Liebe.
Ich verliebe mich oft in einem Jahr, ich verliebe mich in den Jungen in der Bäckerei, den Jäger in England, die Amazonin auf der geheimnisvollen Insel, den Zauberer, den Videospieler, den Dämonen, den Helden, den Verlierer. Ich verliebe mich in die Person, die vergessen hat zu lächeln, in die Person, die genauso viel Liebe für Literatur hegt wie ich oder Liebe für die Kunst oder Liebe für das Wasser. Ich verliebe mich, in den einen der mich nicht einmal sehen kann, in ein „Ich liebe dich“, welches nicht mir gehört und in ein lächeln, welches ich niemals sehen kann. Ich verliebe mich in einen Buchstaben, in ein Wort, ein Satz und ein ganzes Buch. Ich verliebe mich in dich. Es ist so einfach sich in dich zu verlieben. Es ist so einfach sich in diese Welt zu verlieben, in das Bloggen zu verlieben.
Ich verliebe mich in dich, weil du anders bist, so anders als die Realität. Mit dir kann ich Abenteuer erleben, durch die Welt reisen und jemand anderes sein. Mit dir kann ich kreativ sein, mal ruhig und mal laut sein. Ich kann mit dir diskutieren, dir folgen und entfolgen. Ich verliebe mich in dich. Du bist nicht real.
Ich verliebe mich in dich, weil du kein Smombie bist und die Welt, in der ich Lebe, inzwischen voll davon ist. Smombies. Smartphonezombies die sich texten, obwohl sie genau nebeneinander stehen, miteinander reden ist wohl heut nicht mehr in. Blickkontakt, jemandem in die Augen sehen und dieses leuchtende Ding für den Moment einfach mal weglegen.
Ich habe mich verliebt, ich habe mich in diese Welt verliebt. In diese fantastische Welt voller Abenteuer und gefahren. Durch dich bin ich mutiger geworden, ein klein wenig verrückter und Abenteuerlustiger. Auf deinen Seiten nimmst du mich durch die dunkelsten Höhlen, durch die heißeste Wüste und der tiefste Ozean. Ich habe mich in die Möglichkeiten verliebt, ich habe mich in diese Welt verliebt. So viele Welten, so viele Abenteuer und alle denken immer mein Leben wäre so Langweilig. Langweilig! Innerlich kann ich bei den Behauptungen mancher Menschen nur lachen. Mein Leben ist langweilig? Ich bin auf Drachen durch die Lüfte geritten, habe Dämonen getötet, eine Zaubererschule besucht, den dunklen Lord besiegt und mich verliebt. Ich habe mich so oft verliebt, ich verliebe mich immer wieder und immer stärker. Ich bin gewachsen und gewachsen, habe diese kleine Welt mir selbst erbaut.
Und dann wache ich auf, ich tauche aus der Geschichte und ich erzähle euch davon, ich muss mich euch mitteilen, ich will meine Gedanken mit euch teilen, will eure Erfahren, mit euch Lachen, weinen und diskutieren, ich will sehen was euch bewegt, was euch anregt und was euch aufregt.
Ich liebe diese Kreativität, wie unsere Geister sich erweitern, wie wir uns immer neue Beiträge einfallen lassen. Ich liebe es, wie der Blog mich kreativer gemacht hat, wie er mir immer mehr Liebe entgegenbrachte und wie ich mich durch ihn entwickelt habe. Am Anfang fand ich mich nicht gut genug, nicht kreativ genug, meine Bilder nicht schön genug, aber daraus habe ich gelernt, ich habe das schreiben gelernt, mich in meine Kamera verliebt und noch ein Stückchen mehr in meinen Blog. Ich wusste endlich, was ich wollte, wusste endlich, wohin mit meinen ganzen Ideen und meiner ganzen Kreativität. Du kannst das nicht wurde vergessen, ich kann das wurde zu meiner Mantra. Ich kann das, ich lerne es, ich bringe es mir bei, den „Geht nicht, gibt’s nicht“ und aufgeben stand nicht infrage.
Und dann seid da ihr. Ich habe mich in euch verliebt, das tu ich jeden Tag. Ich liebe die Art wie wir miteinander reden, lachen, weinen. Ich liebe es, wie wir Stunden über Stunden nur über Bücher reden können, weil das unsere Leidenschaft ist. Wir sind eine Community, eine Familie und so benehmen wir uns auch. Wir sind da wenn jemand Hilfe braucht, ziehen ihn wieder hoch und richten seine Krone oder das Buch in seinen Händen. Wir geben Empfehlungen und sagen ehrlich, wenn uns etwas nicht gefällt, wir liken und teilen, liken und teilen, kommentieren und diskutieren, folgen und entfolgen, laden hoch und wieder runter. Unser Leben spielt sich online ab, wir sind vollkommen miteinander vernetzt. Und doch.
Zweimal im Jahr kommen wir zusammen, dann sind wir keine Smombies mehr, wir können uns in die Augen blicken, neue Dinge planen und sehen wie gut wir uns als Familie eigentlich tun. Wir können zusammen reden, lachen, weinen uns Bücher in die Hand drücken und sagen wie sehr wir einander fehlen, in echt und nicht nur über das Netz.
Ich liebe, was ihr aus mir gemacht habt, wer ich durch euch geworden bin. Ich liebe mein neues ich, ich liebe das Lachen, ich liebe das Lesen, ich liebe es die verrücktesten Dinge mit euch zu machen. Nun bin ich selbstbewusster als zuvor, stehe auf dieser Bühne und erzähle euch davon, erzähle euch von Dingen, bei denen ich dachte sie wären für immer verschlossen in meinem Herzen. Verschlossen hinter all der Angst, dass man mich auslachen könnte, aber ihr… Oh ihr habt mich eines Besseren belehrt, ihr habt mir gezeigt, wer ich sein kann, wer ich sein will und das ich mehr bin. Ich kann das nämlich, ich bin Bloggerin.
Darum Liebe ich das Bloggen, wegen all diesen Gründen, weil ich Menschen kennengelernt habe, welche die gleiche Leidenschaft teilen wie ich, weil wir über Geschichten diskutieren können, weil wir uns die besten Pläne ausdenken, weil wir uns verlieben und entlieben und das jeden Tag aufs neue.
Ich liebe euch, ich liebe es Bloggerin zu sein und dafür muss ich nicht 5 Jahre lang studieren, das zeigt mir kein Fachwissen, ich muss mich einfach nur in den Geschichten verlieren.
Danke.
9 Kommentare
Lea | Zwischen Worten
Hey Julia,
Ein wirklich schöner und inspirierender Beitrag! Ich bin der Meinung, dass man Bloggen nicht immer durchs Studium lernen muss, sondern einfach Spaß daran haben sollte.
Liebe Grüße,
Lea ❤️
Stella
Hi liebe Julia,
ein ganz toller Text und so Emotional! Toll, dass du auch die daheim gebliebenen mitgenommen hast. Du kannst echt stolz auf dich sein, der Text war sehr bewegend. Freue mich auf weitere Slams. ♥
Liebe Grüße, Stella
Kat
Ach Julia, ich bin ja immer noch begeistert ♥ ich hatte ja am Freitag schon Pipi in den Augen, aber mich machts trotzdem nochmal emotional 😀
Der Slam und du und wie du ihn vorträgst sind große Klasse! 🙂
Kat♥
Seele's Welt
Guten Morgen liebe Julia,
wow, was für ein toller Text! Wirklich bewegend und emotional. Jetzt ärger ich mich noch mehr, dass ich nicht in Leipzig dabei sein konnte. 😀 Live war es sicher nochmal emotionaler und bewegender.
Total schön! Ich hoffe, du schreibst noch viele solche Texte!
Liebe Grüße
Denise
Pingback:
Daggi
Wow, ein toller Text.
Meine Tochter soll im Deutschunterricht slammen und konnte sich anfangs nicht viel darunter vorstellen. Mittlerweile ist das Problem ein anderes, sie ist eher schüchtern.
Das bewundere ich an Dir auch, dass Du Dich bei so einer Veranstaltung hin stellst, einfach klasse!
Elizzy
Ich liebe diesen Beitrag <3 man fühlt richtig dass du ihn mit Herzblut geschrieben hast! Ich habe ihn auf meinem Twitter Profil geteilt, hoffe ist okay!
Katharina
Man spürt deine Leidenschaft. Klar, ist Fachwissen gut, aber Leidenschaft für etwas zu haben ist manchmal wichtiger und gibt einem den Elan sich das Expertentum anders anzueignen.
Ein wirklich toller Text.
Grüße, Katharina
Norbert Schimmelpfennig
Hallo Julia,
schöner Vortrag! Ich selbst habe schon oft auf dem Poetry-Slam gelesen, weiß, wie das ist, wenn man das Publikum im Dunkel nur so halb sieht.
Liebe Grüße, Norbert