Gequatsche

EINMAL COLDITZ UND ZURÜCK

Vor wenigen Stunden bin ich wieder zu Hause angekommen, und nachdem ich alles aufgeräumt und mich etwas gesammelt habe, konnte ich mich endlich an diesen Beitrag setzen. Das hier ist alles sehr spontan, ich habe nämlich erst auf der Rückfahrt darüber nachgedacht etwas zu schreiben, weil ich Euch auf Twitter ab und zu auf dem laufende gehalten habe.

Es ging also auf das Schloss Colditz.Viele von Euch wussten ja, welche Angst ich vor dieser Fahrt hatte, zu viele schlechte Erfahrungen. Ich wollte nicht fahren und wäre am liebsten einfach nur zu Hause geblieben, aber durch manche Dinge muss man einfach durch. Die ersten zwei Tage waren auch nicht besonders einfach für mich, ich war am Anfang sehr verkrampft, habe kaum ein Wort gesprochen und selbst das Lächeln fiel mir unglaublich schwer. Sehr schnell wurde ich auf ca. 40 vollkommen fremde Menschen gelassen und wir haben vom ersten Tag an Spiele gespielt um unsere Gruppe zu stärken und zu einer Einheit zusammenzuwachsen, selbst bei den Spielen war ich verkrampft. Mit meiner Betreuerin konnte ich vorher sehr gut darüber sprechen, über meine Angst und warum ich wegen der Fahrt am liebsten alles aufgeben würde. Sie konnte mich jedoch sehr gut beruhigen, gab mir Freiraum und ich war nur mit der anderen Bundesfreiwilligen aus meiner Stelle auf einem Zimmer und hatte dann etwas Privatsphäre. Ich muss jedoch gestehen, dass mir auch das an manchen Momenten einfach zu viel wurde und ich mich wirklich darauf gefreut habe wieder in meinen Räumen zu sein, alleine und einfach nur für mich. Manchmal habe ich nämlich das Gefühl, dass Leute nicht verstehen können, warum ich nicht sofort offen auf alle zugehen kann, warum ich manchmal kein Wort herausbringen kann und ich niemanden um mich haben will. Versucht Euch einfach in mich hinein zu versetzen, und wenn es nicht geht, dann akzeptiert es einfach nur und drängt mich nicht dazu mal zu lächeln oder etwas zu sagen, wenn es nicht geht.

Dennoch muss ich auch sagen, dass ich mit dieser Gruppe zusammengewachsen bin. Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass so etwas passieren würde, aber alle waren wahnsinnig nett, sehr offen und haben mich sofort bei sich aufgenommen, niemand wurde bei uns ausgeschlossen. Besonders gut gefallen hat mir die morgendliche Singeinheit, weil Musik mich im Allgemeinen beruhigt und entspannt. Wir haben sehr viel zusammen gesungen und ich bin von Stunde zu Stunde immer mehr aufgetaut. Wir sind draußen spazieren gegangen, haben den Wald erkundet, uns gegenseitig über unsere Einsatzstelle ausgequetscht und viel über Harry Potter geredet, über Kultur und was uns alles so bewegt. Wir haben über Girlsplaining geredet, wie wichtig es ist Bewusstsein zu haben und zu zeigen und haben geklärt, was Kultur eigentlich bedeutet. Donnerstagabend gab es eine Open Stage, als Seminargruppe haben wir gemeinsam einen Kanon gesungen und dann allgemein alles von „Mad World“ bis hin zu „Lemon Tree“ und „Rip Tide“, ein Abend, den man gerne wiederholen kann.

Vor der Abreise haben wir heute noch ein paar organisatorische Dinge erledigt, wieder viel geredet und dann sollte jeder seinen Namen auf einen Zettel schreiben und auf seinen Rücken kleben. Wir sind schließlich durch den Raum gelaufen und haben uns gegenseitig etwas auf den Rücken geschrieben und als ich meinen Zettel sah, kamen mir tatsächlich die Tränen. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele etwas auf meinen Zettel schreiben werden, dass sie mich so nett finden würden, mich als Ruhepol sehen und ich eine Person sein werde die gemocht wird von allen. So viele Komplimente auf einmal zu bekommen war unglaublich und ich bedanke mich dafür noch einmal aus vollem Herzen. Das nächste Mal wird sicher einfacher werden, ich werde zwar noch immer am Abend etwas Zeit und Ruhe für mich haben wollen, aber ich werde mich dieses Mal darauf freuen die netten Menschen zu treffen, die ich kennenlernen durfte.

Eure Julia ♥

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